Vertrauen ist in vielen sozialen Interaktionen relevant, in denen eine Person eine Leistung von jemandem erwartet, aber nicht vollends kontrollieren kann, ob diese auch erbracht wird. Das trifft auch auf die Nutzung von Sprachassistenten zu. Für das Forschungsvorhaben arbeitet das Team von Prof. Ziegele die interdisziplinäre Vertrauensforschung auf und entwickelt ein neues, mehrdimensionales Vertrauenskonzept in Sprachassistenten („Hybridvertrauen“). Darin sollen ihre Funktionen als Technik, soziale Akteure und Informationsquelle berücksichtigt werden. Davon ausgehend sollen zwei übergeordnete Forschungsfragen beantwortet werden: Wie und unter welchen Bedingungen entsteht Vertrauen in Sprachassistenten? Und welche Rolle spielt Vertrauen in Sprachassistenten für die Häufigkeit der Nutzung und den Aufbau von Beziehungen mit ihnen?
Mit den Erkenntnissen aus diesen beiden Forschungsfragen soll dann eine qualitative Prüfung von Ursachen, Prozessen und Folgen von Hybridvertrauen in Sprachassistenten erfolgen. Dafür wird eine sechsmonatige Panelstudie und ein Produkttest durchgeführt, in deren Rahmen sowohl mit Befragungsdaten als auch mit Sprachprotokollen gearbeitet wird. Im Rahmen der Panelbefragung werden 500 Nutzende von mobilen und stationären Sprachassistenten über sechs Monate hinweg monatlich zu ihrer (Nicht-)Nutzung, zu ihren Erfahrungen mit den Assistenten und zu ihrer Bewertung der drei Vertrauensdimensionen befragt.
„Mit der Entwicklung und empirischen Prüfung des Modells des Hybridvertrauens überträgt unser Projekt bestehende Vertrauenskonzepte auf die Beziehungen zwischen Menschen und neuen, menschlich wirkenden digitalen Gesprächspartnern. Damit leisten wir sowohl einen Beitrag zur sozialwissenschaftlichen Vertrauensforschung als auch zum Verständnis von neuen Beziehungen zwischen Mensch und Technik“ so Prof. Dr. Marc Ziegele. „Besonders vor dem Hintergrund der Diskussion über Falschinformationen ist es gerade jetzt wichtig zu verstehen, unter welchen Bedingungen Menschen neuen Informationsquellen wie Sprachassistenten vertrauen und ob sie die erhaltenen Informationen unhinterfragt hinnehmen.“